Fernab vom Glamour des Cabaret-Chanson der 1920er bis 1950er Jahre à la Edith Piaf hat sich in Europa eine vielfältige französisch-sprachige Musikszene entwickelt, die Bezüge zur Jazz- und Pop-Szene aufweist, aber auch mit poetischen, gesellschaftsrelevanten Texten besticht. Trotz dieses kulturellen Reichtums ist diese „Nouvelle Scène française“ (Neue Französische Szene) in Deutschland weitgehend eine Randerscheinung. Höchstens kommerziell erfolgreichere Gruppen wie Tryo, Sébastien Tellier oder Zaz schaffen den Durchbruch in das nicht-französisch-sprachige Europa, in dessen Musikwelt Englisch scheinbar immer noch dominiert. Ziel des Niedersächsischen Chansonfestivals ist es, das aktuelle französischsprachige Chanson dem hiesigen Publikum zugänglich zu machen und somit die niedersächsische Kulturszene zu bereichern.
Eigentlich bestehen zahlreiche Verbindungen zwischen dem französischen Chanson und Deutschland. In Basdorf bei Berlin erinnert ein jährliches kleines Festival an den Chansonnier Georges Brassens, der dort im nationalsozialistischen Deutschland als Zwangsarbeiter eingesetzt war. Viele deutsche Liedermacher wie Franz Josef Degenhard übersetzten französische Chansontexte, Edith Piaf protegierte den deutschstämmigen jüdischen Komponisten Norbert Glanzberg, der einige ihrer größten Erfolge komponierte. Viele deutsche MusikerInnen ließen und lassen sich von dem politischen und poetischen Gehalt des Chanson inspirieren. In Göttingen schließlich zeugt die Plakette in der Geismar Landstraße 25 vom legendären Konzert der Chansonsängerin Barbara. Und auch im Jungen Theater Göttingen klingt das Thema Chanson hin und wieder in Jacques-Brel-Abenden und Hommagen an Barbara an. Dennoch gibt es in ganz Niedersachsen kein Festival für aktuelles französischsprachiges Chanson. Im Bundesgebiet gibt es lediglich zwei Chansonfestivals. Somit bieten sich für die VetreterInnen der Nouvelle Scène auch kaum bis keine Auftrittsmöglichkeiten in Deutschland.
Das Niedersächsische Chansonfestival bietet diesen MusikerInnen eine Bühne. Gleichzeitig folgt das Festival den europäischen Gedanken, indem es einen kulturellen Austausch zwischen französischsprachigen europäischen KünstlerInnen ermöglicht. Insbesondere die Pflege der deutsch-französischen Verständigung ist uns ein Anliegen und wird in einem edukativen Begleitprogramm umgesetzt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe UnterstützerInnen und Interessierte,
wir schauen mit großer Zufriedenheit auf das vergangene 2. Niedersächsische Chansonfestival zurück. Die Konzerte mit Pas Vu Pas Pris, Contrebrassens/Michael Wookey und L'Accordéon de la Vie waren wieder ein voller Erfolg. Sowohl das Lumière als auch das erstmals beteiligt Junge Theater Göttingen waren mit 120 bzw. 180 Personen bestens gefüllt, trotz der starken Konkurrenz durch das parallel stattfindende Jazzfestival. In Hannover waren es deutlich weniger, aber gleichermaßen begeisterte ZuschauerInnen.
Damit wir für die kommende Festivalausgabe mehr Vorlauf haben um die Konzerte finanziell besser abzusichern, haben wir uns entschieden, das 3. Niedersächsische Chansonfestival erst im Januar 2018 stattfinden zu lassen. In Göttingen soll es bei zwei Konzertabenden bleiben, in Hannover ist ein Chanson-Brunch geplant und Hildesheim als dritte Stadt soll hinzukommen. Zudem ist eine Kooperation mit dem großartigen Kulturcafé Rautenkranz in Isernhagen geplant. Die Ensembles werden Anfang 2017 fest stehen.
Bis dahin verbleiben wir mit den besten Wünschen. Empfehlen Sie uns weiter und bleiben Sie uns treu!
Die Chansonisten des Niedersächsischen Chansonfestivals